Ein Spin-Off der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
27. Jahrgang (2024) - Ausgabe 3 (März) - ISSN 1619-2389
 
 RESTRUKTURIERUNGSMAGAZIN
   Zeitschrift für Restrukturierung, Sanierung
   und strategische Unternehmensführung
   ISSN 1867-7517
   www.restrukturierungsmagazin.de

"Durch den Hebeleffekt von Sale & Lease Back lassen sich leichter weitere Krisenfinanzierer finden"

Hamburg - In der Unternehmensbefragung 2015 der KfW Bankengruppe berichteten 17 Prozent der Unternehmen von gestiegenen Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme. Haupterschwernisse waren dabei der weiter ansteigende Informationsbedarf der Kreditinstitute mit dem Zwang zur detaillierten Offenlegung der Geschäftsstrategien und die geforderten, immer höheren Sicherheiten. Gerade für Not leidende Unternehmen sind diese Hürden oft uneinnehmbar - und die Insolvenz nur eine Frage der Zeit. Carl-Jan von der Goltz, Geschäftsführender Gesellschafter der Maturus Finance GmbH in Hamburg und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Krisenmanagement e.V. (DGfKM), erläutert, wie es Unternehmen selbst in scheinbar ausweglosen Situationen noch gelingt, interne Liquiditätsreserven zu heben.

Restrukturierungsmagazin: Nach einer Erhebung der KfW Bankengruppe scheiterten im ersten Quartal 2015 rund ein Siebtel der Unternehmen gänzlich beim Versuch, ihren Finanzierungsbedarf mithilfe von Bankkrediten zu decken. Noch dramatischer dürfte die Situation bei Schieflageunternehmen sein. Sie investieren aber gerade in solche Firmen. Zählen Bonität und Rating bei Ihrer Finanzierungsentscheidung gar nicht?

Carl-Jan von der Goltz: Fast gar nicht. Bei unseren Sale & Lease Back-Finanzierungen zählt vor allem das Objekt. Geprüft wird jedoch immer die Insolvenzfestigkeit der Unternehmen. Liegt eine Überschuldung oder drohende Zahlungsunfähigkeit vor, ist entweder ein Überschuldungsstaus oder eine positive Fortführungsprognose im Rahmen eines IDW-S6 Gutachtens notwendig. Ist kein Insolvenzgrund veranlagt, schrecken wir auch bei einer schlechten Bonität in keinster Weise vor einer Finanzierung zurück.

Dieser Finanzierungsansatz kommt aus dem Angelsächsischen und ist bekannt als Asset Based Finance. Geeignet ist dieses Modell vor allem für maschinenlastige, produzierende Unternehmen. Entscheidend ist immer die Werthaltigkeit und Zweitmarktfähigkeit der Maschinen und Anlagen. Außerdem muss es sich um einen diversifizierten Maschinenpark handeln, um Klumpen-Risiken zu vermeiden. Unsere Kompetenz liegt in der Objektbewertung und - im worst case - in der Vermarktung, bei den Banken dagegen in der Kreditanalyse. Wir geben keinen Kredit, sondern erwerben Eigentum und leasen die erworbenen Maschinen zurück. Es handelt sich hierbei um ein rein sicherheitengesteuertes Finanzierungsmodell.

Restrukturierungsmagazin: Schieflageunternehmen haben oft schon weit vor der Insolvenz die Investitionen in ihren Maschinenpark deutlich zurückgefahren. Dadurch sinkt einerseits der Wert der Anlagen und Maschinen weiter. Andererseits macht der Zustand der Gerätschaften baldige Instandhaltungs- und Ersatzinvestitionen sehr wahrscheinlich. Welcher Anteil der finanziellen Mittel für eine nachhaltige Sanierung lässt sich denn tatsächlich aus dem Sale & Lease Back des Maschinenparks freisetzen?

Carl-Jan von der Goltz: Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Es kommt jeweils auf die Einzelsituation bzw. die vorhandenen Maschinen und Anlagen im Betrieb an. So muss die Schieflage der Unternehmen nicht immer schon seit Jahren bestehen und mit einer Vernachlässigung z.B. der Wartung und Instandhaltung der Maschinen einhergehen. Vielmehr kann eine Krise z.B. kurzfristig eingetreten sein, wenn hohe Neuinvestitionen in den Maschinenpark zu kurzfristig refinanziert wurden und der hohe Kapitaldienst die Unternehmen quasi "erdrosselt". So können selbst gesunde Betriebe schnell in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.

Oft lösen wir im Rahmen unserer Finanzierungen auch bestehende Leasing- oder Mietkauffinanzierungen ab, bei denen der Zeitwert bereits über dem Ablösewert liegt. So lässt sich nicht nur das Finanzierungsvolumen steigern, sondern man bekommt auch recht neuwertige Maschinen in das Portfolio. Und selbst bei Unternehmen mit einer bereits seit langem bestehenden Schieflage und einem hohem Investitionsstau kann sich aus einem älteren, umfangreichen und werthaltigen Maschinenpark ein hoher Zeitwert als Grundlage für unsere Finanzierung ergeben – und gleichzeitig ein hoher außerordentlicher Ertrag generieren, da die älteren Maschinen regelmäßig bereits in Gänze abgeschrieben worden sind. Hinzu kommt, dass der produzierende Unternehmer in der Regel ein fast emotionales Verhältnis zu seinen Maschinen hat und diese auch in Krisenzeiten entsprechend hegt und pflegt.

Nicht zu unterschätzen ist aber vor allem der "Hebeleffekt" der Zusammenarbeit: Gehen wir als Finanzierer bei einem Sanierungsengagement mit ins Boot, lassen sich leichter weitere Anbieter von alternativen Finanzierungslösungen, wie z.B. Factoring, finden. Wir sind somit in der Regel nur ein Baustein für eine nachhaltige Sanierung.

Restrukturierungsmagazin: Ihre objektbezogenen Finanzierungsmodelle beschränken sich im Kern auf das gebrauchte Anlagevermögen des produzierenden Gewerbes - also auf Maschinenparks und Produktionsanlagen im Maschinenbau, der Kunststoff- und Metallverarbeitung, der Lebensmittel- oder Druckindustrie. Der Serverpark eines strauchelnden IT-Dienstleisters oder der Fuhrpark des Not leidenden Spediteurs haben keine Chance auf eine Finanzspritze aus Ihrem Hause. Warum klammern Sie diese Branchen aus Ihren Sale & Lease Back-Lösungen aus?

Carl-Jan von der Goltz: Der Fuhrpark des notleidenden Spediteurs kann durchaus für eine Sale & Lease Back Finanzierung in Frage kommen. Hier kommen sogar Spezialfahrzeuge in Betracht, für die es in der Regel eine starke Nachfrage gibt. Entscheidend ist für uns immer, dass im worst case der Insolvenz des Leasingnehmers und einer notwendig werdenden Verwertung der Leasingobjekte diese nicht durch die Spezialität einer Maschinen oder Anlage erschwert wird, was zum Beispiel bei Eigenbauten oder Sondermaschinen der Fall wäre. Es muss also einen lebendigen Sekundärmarkt für die von uns angekauften Maschinen und Anlagen geben. Ebenso wichtig ist für unseren Ansatz, dass es sich um mobile Assets handelt. Eine verkettete Anlage oder quasi immobile Anlage bzw. Maschine lässt sich eben nicht einfach demontieren, an einen anderen Ort verbringen und dort wieder in Betrieb nehmen.

In der IT-Branche ist es regelmäßig die schnelllebige Technik, die nicht zu unserem Finanzierungsansatz passt: Maturus finanziert durchschnittlich über Laufzeiten von vier bis fünf Jahren. In dieser Zeit verhält sich die Wertverlaufskurve der in diesem Segment eingesetzten Produktionsmaschinen nicht korrelierend zur Tilgung der Finanzierung. Man würde also in ein viel höheres Restwertrisiko laufen als bei langlebigen, wertstabilen Maschinen und Anlagen.

© 2015 Krisennavigator. Alle Rechte vorbehalten.
Stand der Informationen: 06. August 2015.


Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher
schriftlicher Genehmigung des Krisennavigator - Institut für Krisenforschung, Kiel.
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Hamburg - In der Unternehmensbefragung 2015 der KfW Bankengruppe berichteten 17 Prozent der Unternehmen von gestiegenen Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme. Haupterschwernisse waren dabei der weiter ansteigende Informationsbedarf der Kreditinstitute mit dem Zwang zur detaillierten Offenlegung der Geschäftsstrategien und die geforderten, immer höheren Sicherheiten. Gerade für Not leidende Unternehmen sind diese Hürden oft uneinnehmbar - und die Insolvenz nur eine Frage der Zeit. Carl-Jan von der Goltz, Geschäftsführender Gesellschafter der Maturus Finance GmbH in Hamburg und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Krisenmanagement e.V. (DGfKM), erläutert, wie es Unternehmen selbst in scheinbar ausweglosen Situationen noch gelingt, interne Liquiditätsreserven zu heben.

Restrukturierungsmagazin: Nach einer Erhebung der KfW Bankengruppe scheiterten im ersten Quartal 2015 rund ein Siebtel der Unternehmen gänzlich beim Versuch, ihren Finanzierungsbedarf mithilfe von Bankkrediten zu decken. Noch dramatischer dürfte die Situation bei Schieflageunternehmen sein. Sie investieren aber gerade in solche Firmen. Zählen Bonität und Rating bei Ihrer Finanzierungsentscheidung gar nicht?

Carl-Jan von der Goltz: Fast gar nicht. Bei unseren Sale & Lease Back-Finanzierungen zählt vor allem das Objekt. Geprüft wird jedoch immer die Insolvenzfestigkeit der Unternehmen. Liegt eine Überschuldung oder drohende Zahlungsunfähigkeit vor, ist entweder ein Überschuldungsstaus oder eine positive Fortführungsprognose im Rahmen eines IDW-S6 Gutachtens notwendig. Ist kein Insolvenzgrund veranlagt, schrecken wir auch bei einer schlechten Bonität in keinster Weise vor einer Finanzierung zurück.

Dieser Finanzierungsansatz kommt aus dem Angelsächsischen und ist bekannt als Asset Based Finance. Geeignet ist dieses Modell vor allem für maschinenlastige, produzierende Unternehmen. Entscheidend ist immer die Werthaltigkeit und Zweitmarktfähigkeit der Maschinen und Anlagen. Außerdem muss es sich um einen diversifizierten Maschinenpark handeln, um Klumpen-Risiken zu vermeiden. Unsere Kompetenz liegt in der Objektbewertung und - im worst case - in der Vermarktung, bei den Banken dagegen in der Kreditanalyse. Wir geben keinen Kredit, sondern erwerben Eigentum und leasen die erworbenen Maschinen zurück. Es handelt sich hierbei um ein rein sicherheitengesteuertes Finanzierungsmodell.

Restrukturierungsmagazin: Schieflageunternehmen haben oft schon weit vor der Insolvenz die Investitionen in ihren Maschinenpark deutlich zurückgefahren. Dadurch sinkt einerseits der Wert der Anlagen und Maschinen weiter. Andererseits macht der Zustand der Gerätschaften baldige Instandhaltungs- und Ersatzinvestitionen sehr wahrscheinlich. Welcher Anteil der finanziellen Mittel für eine nachhaltige Sanierung lässt sich denn tatsächlich aus dem Sale & Lease Back des Maschinenparks freisetzen?

Carl-Jan von der Goltz: Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Es kommt jeweils auf die Einzelsituation bzw. die vorhandenen Maschinen und Anlagen im Betrieb an. So muss die Schieflage der Unternehmen nicht immer schon seit Jahren bestehen und mit einer Vernachlässigung z.B. der Wartung und Instandhaltung der Maschinen einhergehen. Vielmehr kann eine Krise z.B. kurzfristig eingetreten sein, wenn hohe Neuinvestitionen in den Maschinenpark zu kurzfristig refinanziert wurden und der hohe Kapitaldienst die Unternehmen quasi "erdrosselt". So können selbst gesunde Betriebe schnell in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.

Oft lösen wir im Rahmen unserer Finanzierungen auch bestehende Leasing- oder Mietkauffinanzierungen ab, bei denen der Zeitwert bereits über dem Ablösewert liegt. So lässt sich nicht nur das Finanzierungsvolumen steigern, sondern man bekommt auch recht neuwertige Maschinen in das Portfolio. Und selbst bei Unternehmen mit einer bereits seit langem bestehenden Schieflage und einem hohem Investitionsstau kann sich aus einem älteren, umfangreichen und werthaltigen Maschinenpark ein hoher Zeitwert als Grundlage für unsere Finanzierung ergeben – und gleichzeitig ein hoher außerordentlicher Ertrag generieren, da die älteren Maschinen regelmäßig bereits in Gänze abgeschrieben worden sind. Hinzu kommt, dass der produzierende Unternehmer in der Regel ein fast emotionales Verhältnis zu seinen Maschinen hat und diese auch in Krisenzeiten entsprechend hegt und pflegt.

Nicht zu unterschätzen ist aber vor allem der "Hebeleffekt" der Zusammenarbeit: Gehen wir als Finanzierer bei einem Sanierungsengagement mit ins Boot, lassen sich leichter weitere Anbieter von alternativen Finanzierungslösungen, wie z.B. Factoring, finden. Wir sind somit in der Regel nur ein Baustein für eine nachhaltige Sanierung.

Restrukturierungsmagazin: Ihre objektbezogenen Finanzierungsmodelle beschränken sich im Kern auf das gebrauchte Anlagevermögen des produzierenden Gewerbes - also auf Maschinenparks und Produktionsanlagen im Maschinenbau, der Kunststoff- und Metallverarbeitung, der Lebensmittel- oder Druckindustrie. Der Serverpark eines strauchelnden IT-Dienstleisters oder der Fuhrpark des Not leidenden Spediteurs haben keine Chance auf eine Finanzspritze aus Ihrem Hause. Warum klammern Sie diese Branchen aus Ihren Sale & Lease Back-Lösungen aus?

Carl-Jan von der Goltz: Der Fuhrpark des notleidenden Spediteurs kann durchaus für eine Sale & Lease Back Finanzierung in Frage kommen. Hier kommen sogar Spezialfahrzeuge in Betracht, für die es in der Regel eine starke Nachfrage gibt. Entscheidend ist für uns immer, dass im worst case der Insolvenz des Leasingnehmers und einer notwendig werdenden Verwertung der Leasingobjekte diese nicht durch die Spezialität einer Maschinen oder Anlage erschwert wird, was zum Beispiel bei Eigenbauten oder Sondermaschinen der Fall wäre. Es muss also einen lebendigen Sekundärmarkt für die von uns angekauften Maschinen und Anlagen geben. Ebenso wichtig ist für unseren Ansatz, dass es sich um mobile Assets handelt. Eine verkettete Anlage oder quasi immobile Anlage bzw. Maschine lässt sich eben nicht einfach demontieren, an einen anderen Ort verbringen und dort wieder in Betrieb nehmen.

In der IT-Branche ist es regelmäßig die schnelllebige Technik, die nicht zu unserem Finanzierungsansatz passt: Maturus finanziert durchschnittlich über Laufzeiten von vier bis fünf Jahren. In dieser Zeit verhält sich die Wertverlaufskurve der in diesem Segment eingesetzten Produktionsmaschinen nicht korrelierend zur Tilgung der Finanzierung. Man würde also in ein viel höheres Restwertrisiko laufen als bei langlebigen, wertstabilen Maschinen und Anlagen.

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Stand der Informationen: 06. August 2015.

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Letzte Aktualisierung: Donnerstag, 28. März 2024

       

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